Kläranlage Mergelstetten besichtigt

Der Stadtverband der Grünen in Heidenheim zu einer Führung durch die Kläranlage in Mergelstetten eingeladen. Neben den Sprecher*innen des Stadtverbands und zwei Stadträtinnen haben rund 15 interessierte Personen aus der Bürgerschaft an der von Betriebsleiter Herr Lonsinger geführten Begehung der Anlage teilgenommen.

Beginnend mit seiner Ausbildung in der 80er Jahren arbeitet Herr Lonsinger nun schon annähernd 40 Jahre für die Kläranlage und ist mittlerweile als Betriebsleiter verantwortlich für den korrekten und reibungslosen Betrieb. Unterstützt wird er dabei von seiner 13-köpfigen Belegschaft in Mergelstetten und drei Mitarbeitenden in Schnaitheim.

In der Anlage kommt nicht nur das von der Industrie und Privathaushalten anfallende Abwasser des Stadtgebiets Heidenheim und Mergelstetten an, sondern darüber hinaus auch aus den Teilgemeinden Großkuchen und Oggenhausen, der Stadt Herbrechtingen sowie den Gemeinden Steinheim und Gerstetten. Das Abwasser und Regenwasser wird hierbei mittlerweile nicht mehr wie früher getrennt sondern kommt in einem gemeinsamen Rohr in der Kläranlage an.
Durch die zunehmende Flächenversiegelung und immer häufiger auftretenden Starkregen kommt in kurzer Zeit sehr viel Wasser an sodass immer öfter spezielle Überlaufbecken zum Einsatz kommen müssen.

Im Rechenhaus wird das Abwasser zunächst von sämtlichen Fremdkörpern befreit. Diese werden entwässert und zu einer Spezialfirma gefahren wo die Überreste thermisch verwertet werden.
Im Sandfang wird die Fließgeschwindigkeit des Abwassers schrittweise reduziert damit sich der im Wasser enthaltene Sand absetzen kann.

Der aus dem Abwasser extrahierte Klärschlamm erfährt in einem Faulturm eine spezielle Behandlung und wird durch den Entzug von Wasser eingedickt. Das dabei entstehende Klärgas (Methangas) wird einem Blockheizkraftwerk zugeführt, das Teil der Anlage ist. Mit dieser Wärme wird wiederum der Faulturm aufgeheizt. Des Weiteren wird mit dem Gas Strom produziert, zusammen mit der installierten Photovoltaik kann die Kläranlage knapp die Hälfte des Strombedarfs aus eigenproduziertem Strom decken. Zukünftig sollen nur noch 30% des Strombedarfs durch Fremdstrom gedeckt werden.

Im letzten Schritt werden dem Klärschlamm Polymere, also Kunststoffe, zugesetzt um eine maximale Verdichtung des Schlamms gewährleisten zu können. Eine Alternative zum Kunststoff wäre der Einsatz von Kalk, der in industriellen Prozessen sowieso als Abfallprodukt anfällt. Aufgrund des höheren Gewichts und daraus resultierenden höheren Kosten für die Entsorgung des Klärschlamms wurde aber gegen den Einsatz von Kalk entschieden.

Der Klärschlamm wird zur Entsorgung an das benachbarte Zementwerk in Mergelstetten verkauft und dort verbrannt – der Klärschlamm hat einen mit Braunkohle vergleichbaren Brennwert.
Für einen landwirtschaftlichen Einsatz als Dünger kommt der Klärschlamm aufgrund zu vieler schädlicher Inhaltsstoffe nicht in Frage.

Zukünftig soll auch der wertvolle und endliche Phosphor aus dem Klärschlamm herausgefiltert und wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
Im hauseigenen Labor wird täglich geprüft dass alle geforderten Grenzwerte eingehalten werden, durch regelmäßige Kontrollen werden auch die korrekte Prüfung und Laborbedingungen festgestellt.

Vor allem aufgrund der strengeren Grenzwerte für die Stickstoffrückstände im geklärten Abwasser wird in den nächsten Jahren ein gewaltiger, um die 50 Millionen Euro teurer Umbau der Kläranlage notwendig. Ohne den Umbau könnten die vorgegebenen Grenzwerte nicht mehr sicher eingehalten werden.

Anschließend an diesen Umbau ist auch der Aufbau einer sogenannten vierten Reinigungsstufe geplant mit der vor allem Arzneimittelrückstände aus dem Abwasser herausgefiltert werden sollen. Des Weiteren soll auch Mikroplastik in Zukunft aus dem Abwasser extrahiert werden.
So wird die Kläranlage fit für die Zukunft gemacht. Die Suche nach zukünftigen Mitarbeitenden gestaltet sich dagegen äußerst schwierig, so wird seit einigen Jahren erfolglos nach Auszubildenden gesucht.