HZ – 11.12.14. – Der direkte Draht zu Grün in der Regierung 11. Dezember 2014 Andrea Lindlohr ist für den Landkreis Heidenheim der Draht zur grünen Seite der Landesregierung. Die Abgeordnete der Grünen für den Wahlkreis Esslingen ist seit zwei Jahren auch Betreuungsabgeordnete für den Wahlkreis Heidenheim, weil aus diesem kein eigener Grünenvertreter ins Parlament gewählt wurde. Kein anderer als Boris Palmer war es gewesen, der die aus dem Rheinland stammende „Öko-Aktivistin“ und Studentin der Politikwissenschaft und der Soziologie im Jahr 1998 für die Grüne Partei gewonnen und in deren Kreisvorstand in Tübingen gebracht hat. Fünf Jahre später war Andrea Lindlohr bereits im Landesvorstand der Grünen. Bis 2011 war sie acht Jahre als Parlamentarische Beraterin im Landtag tätig, 2012 gewann sie dann im zweiten Anlauf ein Landtagsmandat. Inzwischen kennt man im Wahlkreis Heidenheim Andrea Lindlohr nicht nur an der grünen Basis. Die 39-Jährige hat in den Kommunen mit den politischen Akteuren gesprochen, war bei IHK und Handwerkerschaft, hat sich bei Unternehmern und öffentlichen Einrichtungen informiert. „Die Kommunen haben mit dem Land viel mehr Berührungspunkte als mit dem Bund“, weiß Lindlohr um den Wert guter Kontakte. Wie gut diese geworden sind, hat sich aus Sicht der Grünen Regional-, Kreis-, und Königsbronner Gemeinderätin Margit Stumpp nicht zuletzt erwiesen als dieses Frühjahr das neue Ganztageskonzept für Grundschulen publik wurden. „Von fünf Anträgen aus dem Landkreis wurden alle fünf gleich in der ersten Runde bewilligt“, erinnert sich Lindlohr, welche sich bemüht hatte, Informationen möglichst schnell zu übermitteln. „Das hat gut funktioniert“, bestätigt Stumpp. So wie die regelmäßigen Besuche der Betreuungsabgeordneten schätzen die Grünen vor Ort die direkte Ansprechbarkeit von Andrea Lindlohr und ihres Stuttgarter Büros. Dort weiß man denn auch Bescheid, dass gerade der Heidenheimer Landrat Thomas Reinhardt für eine Spitzabrechnung bei den Kosten der vorläufigen Flüchtlingsunterbringung eintritt. Lindlohr verweist hierbei indes auf ein Votum des Bundesrechnungshofs, der dieses Verfahren als bürokratisch und unwirtschaftlich bezeichnet habe. Lindlohr bekräftigt aber die Zusage der Landesregierung sich um eines „fairen Ausgleich“ zu bemühen. Die von der früheren Landesregierung festgelegten Pauschalsätze seien inzwischen fast verdoppelt worden, eine Differenzierung nach ländlichem oder städtischem Raum werde untersucht. Verwiesen wird von Lindlohr zudem auf die 30 Millionen Euro Zuschuss, welche das Land den Kommunen gewähren wird, wenn diese für Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung Wohnungen errichten oder dafür Gebäude umbauen wollen. „Es ist für niemand gut, wenn Flüchtlinge nach Abschluss ihres Verfahrens obdachlos werden.“ Der von Ministerpräsident Kretschmann befürwortete Asylkompromiss ermöglicht es für Lindlohr auch, dass Flüchtlinge leichter einen Arbeitsplatz finden. „Das größte Hemmnis war bisher die Vorrangprüfung., Vier Jahre lang habe untersucht werden müssen, ob nicht durch einen Flüchtling einem deutschen Arbeitnehmer oder einem bevorrechtigten EU-Bürger eine Arbeitsmöglichkeit entzogen werde. „Jetzt sind es 15 Monate“. Stumpp weiß von einem Fall, bei dem in Heidenheim die Berufsausbildung eines Jugendlichen deswegen beinahe gescheitert war, „und das in einem Handwerksberuf, der nicht gerade überfrequentiert ist.“ Für Lindlohr und Stumpp war diese lange Frist ein Teil der nunmehr überwundenen Abschreckungsstrategie. „Wir haben heute einen Konsens in der Gesellschaft zur Offenheit gegenüber den Flüchtlingen.“ Marc Gergeni Marc Gergeni neuer Sprecher der Grünen im Kreis Marc Gergeni ist der neue Sprecher der Grünen im Kreisverband. Der 39-Jährige folgt Stefani Schall-Uhl nach, die 14 Jahre dieses Amt inne hatte. Der „grüne Funke“ ist bei Gergeni in der Anti-Atomkraft-Bewegung schon früh übergesprungen. Seit ungefähr acht Jahren ist er Parteimitglied. Als Wirtschaftsingenieur und Unternehmer, der sogar Präsident der IHK-Wirtschaftsjunioren war, ist Gergeni aus Sicht der Grünen geradezu prädestiniert, eine Brücke zur Wirtschaft zu schlagen. Er habe sich geschmeichelt gefühlt, als er vom Kreisverband gebeten worden sei, für das Sprecheramt zu kandidieren, sagt Gergeni. Gergeni hat sich bereits daran gemacht, das Erscheinungsbild der Grünen im Landkreis aufzufrischen. Dazu gehört eine optimierte Online-Präsenz mit einem Newsletter. Und Gergeni will Nachwuchs gewinnen für die Partei. Die Grüne Jugend soll im Landkreis wieder aktiviert werden. „Wer drin sitzt, kann mehr bewegen“, diesen Satz von Rezzo Schlauch zitiert Gergeni gern. Klare Verhältnisse, so Lindlohr hätten die Grünen auch in der Verkehrspolitik geschaffen. Er gebe heute eine exakte Priorisierung bei Maßnahmen in der Infrakstruktur. Dazu gehört auch die Zusage von Verkehrsminister Winfried Hermann, dass das Land 50 Prozent der Kosten des teilweise zweigleisigen Ausbau des Brenzbahn übernehmen wird. Für Stumpp illustriert dieses Ministerwort die nachprüfbare Linie der grünen Politik. Nach menschlichen Maß gehe es aber über eine Selbstverständlichkeit hinaus, „wenn man als Minister über zwei Jahre aus diesem Landkreis nur angeschossen wird.“ Lindlohr braucht man zur Bahn nicht überreden. Sie fährt mit ihr. „Ich habe mit 18 nicht den Führerschein gemacht. So öko war ich damals drauf.“ Lindlohr ist heute gut verankert im politischen Leben. Sie ist bei den Grünen stellvertretende Fraktionsvorsitzende, wirtschaftspolitische Sprecherin und Sprecherin für Bauen und Wohnen. Im Landtag ist sie Mitglied im Finanz- und Wirtschaftsausschuss, im Ständigen Ausschuss und im Präsidium. Und sie ist Mitglied im Untersuchungsausschuss EnBW-Deal. Fachpolitisch gehört sie dem Aufsichtsrat der Landesmesse Stuttgart GmbH an, dem Unternehmerbeirat der Baden-Württemberg International GmbH und dem Kuratorium der Landesakademie des Handwerks. Dabei hatte Lindlohr vor 20 Jahren noch gezweifelt, ob die Grünen für sie nicht „zu chaotisch“ seien, zu wenig strukturiert. 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