Gewalt gegen Frauen – wir schauen nicht weg!

Auf dem Podium (v.r.): Victoria Bohn, Janett Fichtner, Karin Bühner, Susanne Dandl und Moderatorin Clara Resch (©blumenzwerg)

Am Vorabend des Internationalen Frauentags hat der Kreisverband von Bündnis 90/ Die Grünen zu einem Podiumsgespräch eingeladen. Es wurde ein Abend, der unter die Haut ging! Keine hitzigen Debatten, keine kontroversen Meinungen. Stattdessen sprachen vier Frauen über das, was, statistisch gesehen, jeder dritten Frau in ihrem Leben widerfährt: Gewalt!

Auf dem Podium waren Victoria Bohn (Gründerin der Selbsthilfegruppe „Gemeinsam stark gegen Gewalt“), Janett Fichtner (Familienanwältin und Mitarbeiterin Weißer Ring), Karin Bühner (Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Frauen- und Kinderschutzhauses Heidenheim e.V.) und die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Susanne Dandl. Als Moderatorin führte Clara Resch von Bündnis 90/ DIE GRÜNEN durch den Abend.

Die Fakten

Gewalt hat viele Facetten und sie passiert an vielen Orten, in der eigenen Wohnung, im öffentlichen Raum, auf Social-Media-Kanälen und in Pflegesituationen. Die Gleichstellungsbeauftrage Susanne Dandl berichtete, dass es 2022 im Landkreis Heidenheim 77 Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt gab, 22mal musste die Polizei einen Wohnungsverweis aussprechen. Die Zahlen sind repräsentativ für Deutschland.

Gewalt erleben Frauen in allen Schichten, allen Milieus, Ethnien und Altersgruppen. Auch Victoria Bohn hat Partnergewalt erlebt. Sie erzählt, dass Gewalt mit Worten beginnen kann und sich dann in einem Prozess bis zu massiver körperlicher Gewalt steigert. Die betroffenen Frauen verlieren dadurch jegliches Selbstwertgefühl, sind am Boden zerstört, gelähmt vor Scham und Angst. Die Hemmschwelle sich jemandem anzuvertrauen ist hoch. Selbst nach Trennung und Scheidung dauert es lange, oft Jahre, bis eine Frau wieder ein gesundes Selbstwertgefühl aufgebaut hat.

Schutz und Hilfe

Victoria Bohn hat es geschafft und dann die Selbsthilfegruppe „Gemeinsam stark gegen Gewalt“ gegründet. Zurzeit sind 35 Frauen im Alter von 14 bis 68 Jahren in der Gruppe.

Frauen flüchten aus akuter Not manchmal in ein Hotel, wenn sie sich das leisten können, oder in eines der Frauenhäuser, deren Adressen geheim sind. Frauen und ihre Kinder finden dort Schutz und professionelle Unterstützung. Davon berichtete Karin Bühner, die Vorsitzende des Fördervereins.

Spy-Software und Stalking

Eine ganz andere Form der Gewalt ist Stalking. Janett Fichtner ist Fachanwältin für Familienrecht und ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Weißen Ring. Sie sagt, in 48% aller Fälle basiert Stalking auf Partnerschaftstrennung. Die „modernen“ Waffen des Stalkers sind Spy-Software auf dem Mobiltelefon und Tracker im Auto. Stalking ist eine Straftat, betont die Rechtsanwältin. Wichtig sei es, zu dokumentieren, was wann passiert. Dafür gibt es jetzt eine vor Gericht zugelassene APP vom Weißen Ring, die „NO STALK App“.

Notrufnummern

Anlaufstellen für betroffene Frauen sind neben dem Frauenhaus und dem Weißen Ring, das deutschlandweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, wo Betroffene unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr in 18 Sprachen beraten werden. „Außerdem gilt in einer akuten Situation immer: Rufen Sie die Polizei unter 110“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Susanne Dandl.