Wenn Arbeit krank macht mit Beate Müller-Gemmeke

Wie gehts? – Danke, schlecht!

Grüne Bundestagsabgeordnete sprach über Arbeitsschutz
Die Sprecherin für Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerrechte der Grünen Bundestagsfraktion, Beate Müller-Gemeke, kam auf Einladung des Kreisverbandes von Bündnis 90/DIE GRÜNEN Heidenheim zu einer Informationsveranstaltung mit dem Thema „wenn Arbeit krank macht“.
Den Schwerpunkt ihrer Ausführungen legte die Politikerin auf das Thema Streß und die damit oft verbundenen Folgen einer psychischen Erkrankung vieler Berufstätiger. Sie berief sich dabei unter anderem auf aktuelle Zahlen des DGB-Index Gute Arbeit 2015, wonach über 50% sich als gehetzt bei der Arbeit fühlten, ausgelöst durch zu viele Aufgaben, zu wenig Personal und zu kurzen Zeitvorgaben. Ein Abschalten nach der Arbeit würde durch die steigende Erreichbarkeit von Arbeitnehmern in ihrer Freizeit zunehmen schwierig. Gerade die Verdoppelung der Fehltage wegen einer psychischen Erkrankung von 2001 auf 2014 zeige die zunehmende Brisanz, in Zahlen ausgedrückt eine Erhöhung von 33 Millionen auf 61 Millionen Fehltage pro Jahr. Ein ebensolches Warnsignal sei dabei dieTatsache, dass inzwischen fast jede zweite Frühverrentung, nämlich 43%, wegen arbeitsbedingter psychischer Erkrankungen zustande käme. Streß als Auslöser psychischer Erkrankungen käme dabei, so Müller-Gemeke, sowohl in prekären Arbeitsverhältnissen wie z.B. bei Leih- und Zeitarbeit zum Tragen als auch z.B. in Jobs mit viel Führungsverantwortung. „Das ist kein individuelles oder altersbedingtes Problem sondern ein strukturelles, denn es fehlt an Instrumenten sowohl zur Gefährdungsbeurteilung als auch zur Kontrolle für dieses zunehmende Phänomen,“ so Müller-Gemeke.
In der zunehmenden Veränderung der Arbeitswelt sieht die Grüne Politikerin aber durchaus auch Chancen, so z.B. in einer wachsenden Selbsbestimmung
durch mehr Vertrauensarbeitszeit, mehr Zeitsouveränität durch flexiblere Arbeitszeitmodelle und Ähnliches. Dafür brauche es aber auch unbedingt verstärkten Schutz vor zu großer Entgrenzung dieser neuen Arbeitsweisen, um ungewollte Mehrarbeit und ein Verschwimmen von Arbeitszeit und Freizeit zu verhindern. Dies, so die Forderungen der Grünen, müsse über klare Betriebsvereinbarungen und Vorgaben zum Gesundheitsschutz dringen verbessert werden.
Der Grüne Martin Grath verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass hier zwar die Bundespolitik zuständig sei, aber im Bundesrat, also der Vertetung der Bundesländer, könnten dazu wertvolle Initiativen gestartet werden um die Bundespolitik entsprechend zu treiben. Deshalb seien starke Grüne eben auch in Baden-Württemberg unverzichtbar. Dem pflichtete auch Beate Müller-Gemeke ausdrücklich bei.

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