Mobilitätsgarantie, Verkehrswende und erneuerbarer Kraftstoff

Winfried Hermann, Verkehrsminister von Baden-Württemberg, hat vor wenigen Tagen den Zementhersteller Schwenk in Mergelstetten und die Gemeinde Gerstetten besucht. Begleitet haben ihn die Bundestagsabgeordnete Margit Stumpp und der Landtagsabgeordnete Martin Grath.

Die Zementindustrie und Verkehrsprobleme im ländlichen Raum haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun, außer dass im Landkreis Heidenheim beides zu finden ist: unzureichende Busverbindungen von Dorf zu Dorf und die Firma Schwenk, ein europaweit führendes Unternehmen der Zementindustrie.

Mobilitätsgarantie auf dem Land
Die Fäden laufen im Verkehrsministerium in Stuttgart zusammen. Hier wird nach Wegen gesucht, um die Mobilitätsgarantie auf dem Land zu verwirklichen, was „eine echte Herausforderung ist“ wie Margit Stumpp aus vielen Jahren politischer Arbeit weiß. Im Gasthaus Ochsen in Heldenfingen erklärt Winfried Hermann die geteilten Zuständigkeiten für den ÖPNV: für den Busverkehr ist der Landkreis, für die Regionalbahn das Verkehrsministerium zuständig. Als Verkehrsminister hat Hermann in beharrlicher Arbeit erreicht, dass die Regionalbahnen in Baden-Württemberg heute zuverlässig gewartet, im Stundentakt unterwegs sind. Er hat es auch geschafft, dass der Bund den Ausbau und die Elektrifizierung der Brenzbahn auf seine Prioritätenliste gesetzt hat, ein entscheidender Schritt für ein großes Vorhaben. Die Bevölkerung in Heldenfingen und den Nachbargemeinden profitiert davon jedoch nicht, weil sie nicht an einer Bahnstrecke liegen. Für diese Gemeinden fordert Bundestagskandidatin Margit Stumpp mehr bedarfsgerechte Angebote in Form von Ruf- und Bürgerbussen. Winfried Hermann will über den Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim zudem die großen Arbeitgeber der Region einbinden, um Lösungen für Pendler zu erarbeiten.

Synthetisches Kerosin aus CO2
Währenddessen steht man bei Schwenk in Mergelstetten in den Startlöchern, um in einem Pilotprojekt erstmals aus CO2 synthetisches Kerosin herzustellen. Ein Modellvorhaben, das weltweit einmalig ist und vom baden-württembergischen Verkehrsministerium angestoßen wurde. Mit Schwenk hat das Land einen Industriepartner gefunden, der Umweltthemen auf seiner Agenda weit oben platziert hat. CEO Thomas Spannagl sagt, dass die CO2 -Thematik im Unternehmen einen hohen Stellenwert habe und die Eigentümerfamilie großen Wert darauflege, Investitionen in Umwelt-Technologien zu tätigen.

Erneuerbarer Kraftstoff und Grüner Strom
Im vergangenen November unterzeichneten das Land Baden-Württemberg, die Zementindustrie und der Flughafen Stuttgart eine Erklärung zum Bau einer Demonstrationsanlage in Mergelstetten. In dieser soll ein Verfahren entwickelt werden, mit dem CO2 abgeschieden und zur Herstellung von synthetischem Kerosin genutzt werden kann. Eine Win-Win-Situation für den grünen Verkehrspolitiker Hermann: „Die Initiative der Zementwirtschaft ermöglicht eine klimafreundlichere Zementproduktion und die Gewinnung eines Rohstoffs für erneuerbare Kraftstoffe.“

Es handelt sich um ein ehrgeiziges Vorhaben, bei dem sowohl Schwenk als auch die Regierung in Baden-Württemberg ein gemeinsames Ziel haben: Vorreiter zu sein bei einer innovativen Technologie, die das CO2, aus der Zementherstellung für die Produktion von klimaneutralem Kraftstoff nutzt.
Gewartet wird bei Schwenk derzeit noch auf die Förderzusage des Bundesumweltministeriums, das u.a. den Einsatz von „grünen Strom“ einfordert, von dem es noch zu wenig gibt. Dazu sagt Margit Stumpp: „Auch da erkennt man Versäumnisse der Großen Koalition. Die Bundesregierung hat über Jahre den Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg blockiert mit einer Ausschreibungssystematik, die den Süden Deutschlands mit seiner hügeligen Topografie benachteiligt. Was wir jetzt dringend brauchen, ist ein schnelles Umsteuern und den konsequenten Ausbau von Erneuerbaren Energien, damit wir die Klimakrise aufhalten können.“