Winfried (Winne) Hermann, Verkehrsexperte und seit 14 Jahren grüner Verkehrsminister von Baden-Württemberg, hat am 5. November im Margarete-Steiff-Museum in Giengen aus seinem Buch „Und alles bleibt anders – Meine kleine Geschichte der Mobilität“ gelesen. Anhand seiner eigenen Geschichte präsentierte er die des Verkehrs seit dem Ende des 2. Weltkriegs ebenso lehrreich wie unterhaltend. Unsere Landtagsabgeordnete Clara Resch moderierte den Abend gekonnt professionell.
Die Begrüßung der zahlreichen Gäste konnte Clara mit einem Paukenschlag beginnen: Nur wenige Stunden vor der Veranstaltung hatte der Verkehrsminister gemeinsam mit den Landräten Peter Polta (Heidenheim) und Joachim Bläse (Ostalb) eine Finanzierungsvereinbarung für den Ausbau der Brenzbahn unterschrieben, womit das lange oft zähe Ringen um die Strecke ein glückliches Ende genommen hat.
Nach der fulminanten Eröffnung übergab Clara das Wort an Winfried Hermann, dessen persönliche Mobilitätsgeschichte schon mit seiner Geburt im Jahr 1952 beginnt. Hermann wurde nämlich in Rottweil in der Güterbahnhofstraße 1 als Enkel eines Fuhrunternehmers geboren. Der Spielplatz seiner Kinderjahre war das Gelände rund um den Bahnhof, oft zwischen abgestellten Güterwaggons. Kinder auf so einem Gelände spielen zu lassen ist aus heutiger Perspektive absolut undenkbar. Damals war es kein Aufreger. Ganz selbstverständlich war es auch, dass der Transport von Gütern überwiegend auf der Schiene stattfand. Dreiviertel der Güter wurden mit Zügen transportiert, heute sind es gerade noch fünf Prozent. Und noch etwas war für den jungen Winfried Hermann ganz normal: der Führerschein mit 18 Jahren. Ein eigenes Auto zu haben, bedeutete für ihn wie die meisten jungen Menschen über Jahrzehnte hinweg, unabhängig zu sein und die Welt jenseits des eigenen Kirchturms buchstäblich er‘fahren‘ zu können.
Es sollte Jahre dauern bis Staus, Lärm und der Klimawandel die positive Sicht aufs Automobil trübten. Letztlich, so sagte es Winne Hermann, ist „das Auto Opfer seines eigenen Erfolgs geworden“.
Auf die Frage, was er von der aktuellen Diskussion über das Verbrenner-Aus hält, antwortete der Verkehrsexperte, diese sei absolut kontraproduktiv und genau das schade der Automobilbranche im Land. Eine Wende zum Besseren sieht er im Ausbau des Schienenverkehrs und der Elektromobilität. Den Hype ums autonome Fahren teilt Winne Hermann allerdings nicht. Damit würde der Autoverkehr nur noch zu nehmen. „Am Ende könnten sogar schon kleine Kinder selbstständig zum Kindergarten fahren.“
Gudrun Köpf






