Fahrt in den Landtag

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20 Teilnehmer*innen, darunter viele Mitglieder der Grünen Jugend, hatten sich frei genommen, um mit dem Grünen Landtagsabgeordneten Martin Grath nach Stuttgart zu fahren. „Für mich ist der direkte Kontakt zu den Menschen in meinem Wahlkreis extrem wichtig“, sagte Grath und freute sich, dass es unter Einhaltung der Corona-Regeln wieder möglich ist, den Landtag zu besuchen.

In Stuttgart erwartet die Besuchergruppe ein Crashkurs in Staatsbürgerkunde und eine Führung durch das Parlamentsgebäude, das 1961 eingeweiht wurde. Die bewusst schlicht gehaltene Fassade aus Glas erlaubt Einblicke in den Raum, wo Demokratie stattfindet. Travertin-Fliesen aus Bad Cannstatt und eine Wand mit 140 Millionen Jahre alten Fossilien aus Holzmaden auf der Schwäbischen Alb stellen den Bezug zur Region her. Eine Büste von Eugen Bolz erinnert an den württembergischen Staatspräsidenten, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Im Plenarsaal dürfen die Besucher*innen Platz nehmen, einmal auf dem Stuhl des Ministerpräsidenten oder der Landtagspräsidentin sitzen und ihren Abgeordneten Martin Grath befragen. Was ihm am meisten Spaß mache, lautet eine Frage an den Grünen Politiker, der im März 2021 schon zum zweiten Mal den Wahlkreis Heidenheim gewonnen hat. „Reden halten“, antwortet Grath ohne zu zögern. Das ist aber nicht die Hauptaufgabe der Mandatsträger. „Unsere fachliche Arbeit findet überwiegend in den Ausschüssen statt, wo die Fraktionen entsprechend ihres Stimmenanteils vertreten sind, erzählt Grath. Er ist Mitglied im „Ausschuss für Landesentwicklung und Wohnen“ sowie dem „Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus“ und zugleich der Handwerkspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion. Für die Belange des Handwerks kämpft Martin Grath mit Leidenschaft. Der Heidenheimer Bäckermeister erklärt bei jeder passenden Gelegenheit, dass ohne das Handwerk keine Digitalisierungs-, Wohnungsbau- oder Klimapolitik umzusetzen ist. „Denn wer soll Häuser bauen, Photovoltaik-Anlagen auf Dächern installieren, Windkraftanlagen warten und Breitbandkabel verlegen, wenn nicht Fachkräfte vom Handwerk!“

Selbstverständlich gibt es für die Interessierten noch Daten und Fakten aus dem normalen Alltag des Politikers. Rund 60, in Wahlkampfzeiten bis zu 90 Stunden hat die Arbeitswoche eines Abgeordneten. Jeder Tag beginnt früh mit der Lektüre von Zeitungen und endet oft spät abends mit einer Veranstaltung im Wahlkreis. Die wenigste Zeit nehmen die Debatten im Plenarsaal in Anspruch, im Schnitt verbringen die Abgeordneten damit nur 2,5 Tage pro Monat. Bei den Debatten gilt ein strenger Verhaltenskodex, über dessen Einhaltung die Landtagspräsidentin wacht. So sind zum Beispiel Zwischenrufe aus dem Plenum erlaubt, aber nicht von der Regierungsbank. Wer hier sitzt, darf weder applaudieren, noch kommentieren. Das gilt übrigens auch für Besucher auf den Rängen. Und noch etwas verrät Martin Grath seiner Besuchergruppe: Im Landtag gilt für Männer Jacket-Pflicht. Wer hätte das gedacht.

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